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die Beschießung gefaßt zu machen. Diese Nachricht verbreitete einen allgemeinen Schrecken in der Stadt. Man sah nur noch bleiche Gesichter und verstörte Mienen. Wer bares Geld, Silber und
Goldsachen besaß, vergrub alles schnell an sichere Plätze.
Schmachvolle Uebergabe der Biabt: Gegen 3 Uhr erschien ein französischer Unterhändler vor der Stadt und verlangte Einlaß. Er wurde gewährt, und man führte ihn auf den Peters-berg. Die Verhandlungen dauerten nicht allzulange. Zwar mußte er noch zweimal ins französische Lager zurück, dann aber wurden die Bedingungen angenommen. Die gesamte Besatzung, 14 000
Mann, barunter 8000 Kranke und Verwundete, würde gefangen genommen. Die Offiziere erhielten, nachbem sie auf Ehrenwort versprochen hatten, bis zur Auswechselung nicht zu bienen, bett Abschieb. Der Bürgerschaft wurde Sicherheit zugesagt, doch sollte sie das einrückende französische Militär mit Achtung ausnehmen und bewirten.
^ Einmarsch der Franzosen: Am 17. Oktober hielten die
Zieger zu derselben Zeit, zu welcher die gefangenen Preußen die Stadt verlassen und ihre Gewehre und sonstige Waffen auf dem Glacis vor bcr Stadt nieberlegen mußten, ihren Einzug. Sie kamen zum Jobamtestore herein, boch nicht in Parabe, fonbern in bichten Kolonnen. Sie kamen so, wie sie das Schlachtselb verlassen halten oder von ihrem Lager auf der bloßen Erde aufgestanden waren, teilweise waren sie ganz wunderbar ausgeputzt. Manche hatten kattunene oder schwarzruftene Mäntel um, die sie den vogtläudifchen ober thüringischen Bauernweibern gegrippt batten. Viele erschienen auch in schwarzen Ehorrccken, welche den Dorfpastoren geraubt waren, noch anbere hatten sich Hosen aus Stofftapeten und Bettvorhängen zusammengeschneibert. Ein Tambourmajor hatte ättett blauen Banernkittel statt der Uniform an, ttttb ein attbcrer Solbat trug eine alte Weiberpelzmütze unter seinem Helm. Die Avantgarbe hatte hölzerne Löffel in den Hutkrempen, weshalb sie auch noch lange Zeit danach mit dem Namen Löffelgarde bezeichnet wurde. Ueber ihren mit geraubten Sachen vollgestopften Tornistern und Bündeln hingen große Stücke Fleisch, Hühner, Gänse und Enten. Auch hatten sie große Bauernbrote auf die Bajonette ihrer Gewehre gespießt. Die Offiziere waren sehr einfach gekleidet. Sie hatten keine Schärpen, auch kein Portepee (Degenquaste) ant Säbel. Sie führten weder Packwagen noch Packpferde mit sich. Alle trugen ihr Gepäck wie die Gemeinen ans dem Rücken und hatten ihre Mäntel umgehängt. Der Marsch der Franzosen war außerordentlich schnell, und einige Musikkorps spielten, gleichsam um die Erfurter zu verhöhnen, das Lied: „Freut euch des Lebens". Die Gesichter der Einziehenben waren furchterregend Manche der Franzosen waren vom Pulverbamps so schwarz wie die Mohren, und vor den fürchterlichen Schnauzbärten konnte man ihre Gesichter kaum erkennen.
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in demselben Augenblicke erweckte das Signal „Das Ganze avancieren" alles zu neuem Leben. Das entsetzliche Ausharren im Hola-Walde hatte ein Ende. Mit Hurra stürzten die Kompanien vor und nahmen an der Verfolgung des Feindes teil.
Dank des Königs: Es mochte gegen 5 Uhr nachmittags sein, als der König an die Bataillone Bose herangesprengt kam und ihnen „Guten Abend" bot. In diesem Augenblicke brach bei allem der Jubel durch, und Freudentränen stürzten aus manchem Auge, als der König ries: „Kinder, das war ein schöner Sieg! Ich danke Euch!"
Die Nacht nach der Schlacht: Gegen 6 Uhr abends wurde aus den Höhen von Lipa Biwak bezogen. Wohl kamen nach fast 20stündiger Anspannung aller Kräfte die müden Leiber zur Ruhe, die Gemüter aber waren zu erregt, um erquickenden Schlaf zu finden. Die empfangenen grausigen Eindrücke waren zu frisch und das Biwak auf dem weiten, von Leichen und Verwundeten übersäten und von 13 brennenden Ortschaften erleuchteten Schlachtfelde gar zu schrecklich. Manches Auge schloß sich nicht in der Sorge um liebe Kameraden und Verwandte, von deren Schicksal man nichts wußte. Auch fehlte es an jeder Verpflegung. Wer nicht selbst einen Bissen Brot oder Zwieback in der Tasche hatte oder von mitleidigen Kameraden erhielt, mußte sich mit leerem Magen auf die feuchte Erde legen.
So war denn im Biwak, trotz aller Siegesfreude, die Stimmung eine recht ernste, als in später Stunde von Ehlurn her die ewig herrliche Weise: „Nun danket alle Gott" ertönte. Von Lager Zu Lager getragen, beruhigte sie die Gemüter und erfüllte sie mit Dank und Demut gegen Gott, den Lenker der Schlachten und Geschicke. (Nach den Neg.-Gesch. d. 31. u. 71. Jnf.-Reg.)
88. Das Treffen von Blumenau-Prefjburg.
22. 3uli 1866.
Vormarsch auf Pretzburg: Bei der Verfolgung der Völlig geschlagenen österreichischen Armee stießen unsere Erfurter Regimenter erst in Ungarn wieder auf den Feind. Auf den Hohen von Blumenau-Preßburg, im waldigen Gelände der Kleinen Karpathen, zeigte er den Unseren abermals die Stirn.
General v. Bose versuchte es dort, mit seinen 31ern und 71ern auf getrennten Wegen die feindliche Stellung zu umgehen. Die Führer waren Slowaken, Holzhackcr in weißen Mänteln, die mit Stricken gebunden vorn an der Spitze geführt wurden. Ihnen zur Seite schritt ein Unteroffizier, der den Befehl hatte, sie sofort niederzuschießen, wenn sie einen Fluchtversuch machen oder die Reihen in einen Hinterhalt führen würden. Der Marsch führte durch dichtes Waldesdunkel. In häufigen Biegungen ging es beständig bergauf und bergab, über steile Hohen und tiefe Schluch-
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den sei. Hierauf nahm er im Festsaal das Frühstück ein, das ihm von der Stadt gereicht wurde. Während der Tafel brachte der Oberbürgermeister das Kaiserhoch ans und gab in seiner Rede dem Gefühl des Dankes Ausdruck für die Auszeichnung, die der Stadt durch den Befnch des Kaisers widerfahren.
Als Nachfeier fanden am Nachmittage Schulfeierlichkeiten statt.
c) Kaiser Wilhelm Ii. in Erfurt.
Am Sonntag, den 13. September 1891, abends 9% Uhr traf der Kaiser mit seiner Gemahlin in Ersnrt ein, um der Parade bei Gamstedt beizuwohnen. Glockengeläute verkündete seine Ankunft, und ein tausendstimmiger Jubel brach bei seiner Abfahrt vom Bahnhof los. Er rollte donnernd über den Platz und pflanzte sich durch die dichtgedrängten Menschenmauern der Bahnhofstraße fort bis Hin zum Anger, wo die städtischen Behörden Aufstellung genommen hatten. Geleitet von den Seydlitzkürafsieren, fuhr das Herrscherpaar durch die Bahnhosstraße und über den Anger nach dem Regierungsgebäude.
Am andern Morgen hatten die Schulkinder Erfurts in den Straßen, welche der kaiserliche Wagenzug auf der Fahrt nach dem Paradefelde berühren mußte, Aufstellung genommen, um dem Kaiser ihre Huldigung darzubringen. Punkt 9 Uhr morgens verließ das Kaiserpaar die Regierung und fuhr durch die Regierungsstraße, Wilhelmstraße, den Dalbergsweg, die Friedrich- und Gothaerstraße an der Cyriaksstraße vorüber nach Gamstedt, wo die Soldaten der Provinz Sachsen ihren Kriegsherrn erwarteten. Auf dem Wege dahin jubelten ihm auch die Kriegervereine zu, welche auf der Höhe der Cyriaksburg in Reih und Glied standen. Nach Schluß der Parade um 1 Uhr trafen der Kaiser und die Kaiserin wieder im Regierungsgebäude ein. Gegen 6 Uhr begaben sie sich in das Rathaus, wo im großen Fesifaale ein Abendessen angerichtet worden war, welches bis 8 Uhr dauerte.
Mittlerweile hatte die Erleuchtung der Stadt ihren Ansang genommen. Die Straßen schienen in ein Lichtermeer getaucht. Unter ihnen ragte der Anger ganz besonders hervor. Vom lichtumflossenen, elektrisch beleuchteten Standbild der „Ersordia" in dsc Nähe des Postgebäudes zogen sich Fahnenmaste, welche an ihrem unteren Drittel je einen Kranz kleiner Glaslampen trugen, den Straßendamm entlang bis zum ebenfalls elektrisch erhellten, sprudelnden Brunnen am entgegengesetzten Straßenende. Auch der Fischmarkt stand nicht zurück mit seinem im Glanze von Tausenden von Gasfiämmchen und Gassternen erstrahlenden Rathause. Das Kaiserpaar und sein Gefolge war überrascht von der Großartigkeit des Gebotenen, wie es ihnen auf der Rundfahrt durch Regierungsftraße, Klostergang, Neuwerkstraße, Anger, Johannesstraße, Augustiner-, Allerheiligen- und Marktstraße entgegentrat.
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nicht nach dem Zeughause gelangen könne, veranlaßten den Generalleutnant v. Voß, an den Oberführer der Bürgerwehr die Aufforderung zu richten, die so gröblich gestörte Ordnung wiederherzustellen und den Anger zu räumen. Zugleich ließ er auch Generalmarsch schlagen zum Sammeln der Truppen auf ihren Alarmplätzen; es war morgens gegen 10 Uhr. Nach Rücksprache mit den Kompanieführern, die gerade zur Stelle waren, erklärte der Oberführer der Bürgerwehr, daß er nicht imstande sei, die Ordnung wiederherzustellen. Nun ließen Generalleutnant v. Voß und der Regierungspräsident „den Belagerungszustand für <^tadt und Festung Erfurt" verkünden, und der Oberführer forderte die Bürgerwehrmänner auf, den Platz zu verlassen, und erklärte, daß die zurückbleibenden als Hochverräter betrachtet werden würden. Dadurch erreichte die Wut des tobenden Haufens den Höhepunkt. Man ging mit Waffen auf den Oberführer los und zerbrach ihm den Degen; nur mit Mühe konnte er sich in das benachbarte Freundsche Kaffeehaus (Restaurant Kohl am Anger) retten. Ein Teil der Bürgerwehr zog sich zurück, ein anderer aber blieb mit den übrigen bewaffneten Personen auf dem Platze stehen. Da ertönten die Hörner zum Vorrücken des Militärs, welches vor dem Kommandanturgebäude stand. Sofort rückte eine Abteilung Kürassiere den Anger aufwärts, um denselben ohne Anwendung von Waffen zu säubern. Zwar teilte sich die Masse vor den Kürassieren, aber beim weiteren Vordringen wurden diese von hinten mit einer Anzahl Schüssen, wohl 20—30, also offenbar auf Verabredung, angegriffen und dadurch einige getötet und verwundet. Sofort erhielt eine Abteilung des 31. Jnfant.-Neg. den Befehl, den schwer bedrängten Kürassieren zu Hilfe zu kommen. Und wie diese mit Steinwürfen und Schüssen von Dächern und aus Häusern empfangen wurde, gab sie eine Gewehrsalve ab, wodurch die Volksmassen auseinanderstoben und sich teils über den Anger, teils in die Auguststraße (Bahnhosstraße) zurückzogen. Unterdessen halten sich einzelne Aufrührer den Weg nach der Lorenzkirche (Schlösserstraße) und nach dem Aegidienturm vor der Krämerbrücke gebahnt und mit den dortigen Glocken Sturm geläutet, jedoch ohne Erfolg.
Mit der Vertreibung der Aufständischen hatte der Kampf nicht sein Ende erreicht. Es ist noch aus den Fenstern der Häuser am Anger und in den Straßen nach dem Bahnhof zu, in die sich die Flüchtlinge gerettet hatten, auf die Truppen geschossen worden. Und auch in der Auguststraße versuchte eine Menge Aufständischer sich nochmals zu widersetzen, indem sie neben der Reglerkirche vor der Augustbrücke eine Barrikade (Straßensperrung) und eine zweite beim Ausgang des Neuerbes in der Schmidtsledterstraße bauten. Man schob Wagen aus den Höfen, trug Bänke und Schränke aus den Häusern, häufte Wellen- und Scheitholz auf und legte Fässer, Wagenräder, Breiter und anderes Gerümpel darüber. Aber ein
15*
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giments, welcher zugleich meine Feuertaufe war, mir stets im Gedächtnis bleiben."
96. nach und vor Pfalzburg.
(Brief eines Erfurter Unteroffiziers vom 71. Landwehr*Reg.).
„Baracques de Lutzelbourg, 26. Aug. 1870. Nach vielen Krenz-und Querzügen sind wir endlich am vorigen Sonntage an dem Orte unserer Bestimmung, nämlich vor der Festung Pfalzburg, angelangt. Unsere Fahrt nach Landau wurde in Oggersheim hinter Worms unterbrochen und von hier aus Weißenburg in Eilmärschen erreicht. Die Vorstadt sowohl, als die Stadt selbst, namentlich die Gegend um den Bahnhos, zeigte noch überall die Spuren des neulicheu Kampfes. Die Häuser waren stellenweise von Kugelspuren dicht übersät, vermutlich Wirkungen der Kugelspritzen. Lange Reihen eroberter Geschütze, Kugelspritzen, Schießbedarf- und Gepäckwagen, welche unseren Kompanien jetzt vortreffliche Dienste leisteten, standen am Bahnhof aufgefahren. Von Weißenburg marschierten wir in zwei Tagen nach Buchsweiler, wo Ruhetag war. Hier kam etwas Leben in die Reihen, denn nach einer eingegangenen Drahtmeldung sollte sich in der Nähe der Stadt eine französische Division herumtreiben, welche unser abgesondertes Land-wehr-Balaillon, das mit 20 Patronen bewaffnet, ohne Oberst, ohne General, ohne Arzt, unter der Leitung eines Majors in Frankreich herumlief, sicher mit Haut und Haaren verschlungen hätte. Mit geladenen Flinten wurde unter großen Vorsichtsmaßregeln und noch größerer Aufregung am folgenden Tage nach Zabern (Saverne) marschiert, ohne jedoch eine Spur der vermeintlichen Division zu sehen. Am Abend sollten wir noch den kleinen Marsch von 6 Stunden nach Saarburg machen, glücklicherweise traf aber in Lützelburg, zwei Stunden von Zabern, der Besehl ein, Halt zu machen. Eine Depesche des Kronprinzen befahl nämlich, daß die beiden ersten Landwehr-Bataillone, welche durch Lützelburg marschieren würden, das 51. Linienregiment, welches zur Einschließung vor Pfalzburg lag, ablösen sollten. Infolgedessen bezogen wir am andern Morgen in einem Dörfchen, eine Viertelstunde von der Festung entfernt, Quartier, und ich hatte sogleich die Ebre, auf Feldwache zu ziehen.
Die Herren Franzosen in der Festung leisten ihr Möglichstes, uns zu beunruhigen und über ihre Stärke zu täuschen. Den ganzen Tag und die ganze Nacht hörte das Schießen nicht auf, wenigstens in den ersten Tagen; glücklicherweise schießen sie aber so schlecht und auf so große Entfernungen, daß sie vom 51. Regiment, welches 8 Tage vor der Festung lag, nur einen Soldaten leicht verwundet haben.
Seit 3 Tagen haben wir unsere Quartiere verändert und liegen jetzt in einem elenden Dorfe, Baracques de Lutzelbourg, wo
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ten _ sie wurden besonders von den Frauen und Mädchen bewundert —, dort üblen sich andere im Schnitzen von allerlei possierlichen Figuren an Windmühlen, Leitern usw. Sie machten ein gutes Geschäft; denn viele der Besucher nahmen eine Kleinigkeit zum Andenken mit. Noch heute sind manche solcher Schnitzereien, auch Malereien und Flechtarbeiten vorhanden, die damals von den Franzosen in ihren unfreiwilligen Mußestunden gefertigt wurden.
Später durften alle Gefangenen in die Stadt. Sie erhielten
Urlaub, um Einkäufe zu erledigen oder um in Werkstätten ihrem
Handwerk nachzugehen. In dieser Zeit bildete sich bei uns jungen eine besondere Liebhaberei aus. Die srauzösischen Soldaten zeigen nämlich die Regimentsnummer nicht ans den Achselklappen, sondern an den Knöpfen des Rockes. In den Besitz solcher Knöpfe zu gelangen, war unser größtes Bestreben. Unser Französisch
wurde durch einige neue Vokabeln: la pomme, le cigare, le bou-
ton ergänzt, und nun war kein Franzose, ich wollte sagen, kein Knopf mehr sicher vor unseren Gelüsten. Wo sich nur ein Gefangener sehen ließ, dessen Rock noch einen glänzenden Knops zeigte, wurde er so lange gequält und durch Vorhallen von „une pomme“ oder „un cigare“ verlockt, bis „le bouton“ in unsern Händen war. Um möglichst vollständig in der Sammlung zu sein, wurde dann ein eifriges Tauschgeschäft betrieben. Hohe Nummern und silberne oder verzierte Knöpfe wurden besonders bewertet.
Der Frühling 1871 zeigte uns die Gefangenen bei einer neuen Beschäftigung. Sie erwiesen sich des öfteren vor unseren Augen als geschickte Froschfänger. Tagtäglich machten sie in den Wallgräben und im Dreienbrunnen Jagd auf die kaum aus dem Winterschlaf erwachten und jetzt den Frühling einsingenden Wasser-patscher; denn Froschschenkel sind den Franzosen eine beliebte Fastenspeise. Angereiht an Weidenruten, ähnlich den Bündeln der Brunnenkresse, trugen sie dann das uns so seltsame Gericht in ihre Behausungen.
Von Anfang April 1871 an verließen die Gefangenen die Stadt. Sie wurden mit der Bahn bis zur Reichsgrenze gebracht, an jedem Tage ungefähr 1500.
c) Einzug der siegreichen üruppen.
Für Sonntag, den 18. Juni 1871, stand der Einzug des 2. Bataillons der 71er bevor. Wie bei den früheren Empfängen^ war auch diesmal ganz Erfurt aufgeregt und begeistert, am begeistertsten aber waren doch wir Jungen.
') Die Landwehr- und die Reserve-Artillerie waren schon im März bezw. zu Anfang April und das 1. u. 2. Bat. der 36 er, die neu nach Erfurt in Garnison kamen, am 10. Juni 1871 zurückgekehrt. Dem 2. Bat. der 71 er folgten die 1. u. 2. leichte Batterie des Magd. Feldart.-Reg. Nr. 4 nach; den Schluß bildete das 71er Füsilierbataillon
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6t). Das bayerische Heer in den Jahren 1800 mit 1812.
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Während des Krieges mußte von Bayern noch eine weitere Brigade unter General Vineenti aufgestellt werden, die alsdann im Verbände eines neugebildeten Armeekorps unter Marschall Brune den Schweden bei Stralsund gegenüberstand und nachher die Insel Rügen besetzte.
Nachdem der Friede von Tilsit im Juli 1807 dem Kriege ein Ende gemacht hatte, blieben die bayerischen Truppen noch bis zum Herbst in Nord-dentschland in Quartieren und kehrten dann in die Heimat zurück.
Der Krieg 1809 sollte dem bayerischen Heere neue Gelegenheit geben in hervorragender Weise kriegerischen Ruhm zu erwerben, nachdem das Jahr 1808 mit abermaligen Rüstungen und Übungen vorüber gegangen war. Die mittelbare Veranlassung zu diesem Kriege gab Napoleons Ausenthalt jenseits der Pyrenäen. Da dieser fast seine sämtlichen Armeekorps nach Spanien hatte marschieren lassen, so erachtete Österreich die Lage für günstig um durch einen abermaligen Krieg sein gesunkenes Ansehen wieder zu heben und die verlorenen Länder zurückzugewinnen. Im Hinblick auf die offenkundigen Rüstungen Österreichs erging daher bayerischerseits schon Ende Februar 1809 der Befehl zur Mobilmachung der Armee in der Stärke von 3 Divisionen, jede aus 2 Jnfanteriebrigaden, 1 Kavalleriebrigade und 4 Batterien bestehend, und wurde alsdann Aufstellung an der Isar genommen mit an den Inn vorgeschobenen Kavallerievorposten. Als ein Zeichen des Mißtrauens Napoleons in seine Bundesgenossen muß es hiebei gelten, daß der Oberbefehl über das bayerische Armeekorps dem französischen Marschall Lesebre übertragen wurde, während doch Deroy, der älteste der bayerischen Generale, den Anforderungen eines Korpsführers gewiß ebenso gut entsprochen hätte.
Bis zum Eintreffen Napoleons aus Spanien leitete Marfchall Berthier die Bewegungen der in Süddeutschland stehenden französischen und Rhein-bnnd-Trnppen. In falscher Auffassung der Befehle des Kaisers und durch unzutreffende Nachrichten über oen Gegner irregeleitet verzettelte er die ihm unterstellten Streitkräfte in eine Aufstellung zwischen Landshut, Regensburg und Augsburg und brachte sie dadurch in Gefahr vereinzelt geschlagen zu werden. Als die österreichische Hauptarmee unter Erzherzog Karl mit etwa 120000 Mann in breiter Front gegen die Isar vorrückte, stand an diesem Flusse und zwar bei Landshut nur die Division Deroy. Trotz der erdrückenden Übermacht beschloß der tapfere Deroy, die Wichtigkeit seiner Aufgabe erkennend, solange als möglich stehen zu bleiben, als am 16. April der Gegner erschien. Durch ein meisterhaft geleitetes Gefecht gelang es ihm den Österreichern vom Morgen bis gegen 2 Uhr nachmittags den Übergang über die Isar zu verwehren und daun durch einen mustergültigen Rückzug ohne erhebliche Verluste den Anschluß an die weiter rückwärts stehenden Divisionen zu gewinnen. Der durch Deroy den Österreichern an der Isar bereitete Aufenthalt erwies sich für die Gesamtlage der Armee Napoleons von großem Nutzen. Inzwischen war nämlich der Kaiser über Ingolstadt bei der Armee eingetroffen; in Eilmärschen konzen-
Kronseder, Lesebuch zur Geschichte Bayerns. 24
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Extrahierte Personennamen: Marschall_Brune Napoleons Napoleons Marschall_Lesebre Napoleons Marfchall_Berthier Karl Karl Napoleons
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70. Die Schlacht bei Hanau am 30. und 31. Oktober 1813.
Selbst noch ein Schreiben Schwarzenbergs aus Dörnbach vom 30. Oktober, das begreiflicherweise zu spät kam um auf die Ereignisse Einfluß zu üben, enthielt, obschou es deu Irrtum über die Rückzugslinie hob, die wiederholte Versicherung, daß Blücher und Bubua den Feind, den Degen in den Rippen, hart verfolgten.
Schon seit dem frühen Morgen vom Feinde angegriffen behauptete sich die Brigade Deroy bis 10 Uhr in der Nähe von Rückingen. Als aber der Feind um diese Zeit neue Streitkräste entwickelte, zog sie sich Schritt für Schritt durch den Lamboywald zurück. Die Brigade hatte kaum ihren Platz in der Schlachtstellnng eingenommen, als sich auch schon die Plänkler des Generals Charpentier am westlichen Saume des Waldes zeigten. Mehrere Versuche derselben aus dem Walde hervorzudringen, scheiterten an dem Feuer der Batterie und den im ersten Tressen stehenden Bataillonen der Brigade van der Stockh.
Nun versuchte der General Dubreton mit 2000 Plänklern und einigen Geschützen den rechten Flügel der Verbündeten zu werfen; allein er fand so tapferen Widerstand, daß auch ihm das Vordringen aus dem Walde unmöglich wurde.
Mehrere Stunden wogte der Kamps auf der ganzen Linie hin und her, ohne daß der Feind in die Ebene zu gelangen vermochte. Endlich um 3 Uhr nachmittags stand die französische Gesamtmacht zum Hervorbrechen aus dem Walde in Bereitschaft. Napoleon wollte nämlich mit Übermacht einen kräftigen Stoß gegen den linken Flügel des verbündeten Heeres ausführen und sich hier, wo die Chaussee lief, den Weg an den Rhein öffnen.
General Curial brängte mit 2 Bataillonen der alten Garbe die Plänkler Lamottes zurück. Daburch wie durch das Feuer von 15 Geschützen, bereit Zahl der Kaiser bis auf 50 steigerte, warb das Hervorbrechen der fchtoereit Reitermassen ermöglicht. Diefe stürzten auf die Artillerie und auf einige Bataillone der Division Lamotte. Die Reiterei der Verbünbeten brückte zwar die gepanzerten Massen in mehreren Angriffen in den Wald zurück; allein das Feuer jener 50 Geschütze zwang sie zum Rückzug. Fast gleichzeitig hie-mit verließ die starke Batterie der Verbündeten, nachdem sie den größten Teil ihrer Munition verschossen hatte, ihre Stellung und ging auf das linke Kinzigufer zurück. In bi cf er kritischen Lage orbnete Wrebe sortwährenb erneute Reiterangriffe an und vorzüglich fein ritterliches Beispiel, sein ermunterndes Wort waren Ursache, daß hier das Schlachtselb bis zum Abenb behauptet würde.
Damals, als das französische Geschütz sich in eine große Masse vereinigte um das „evenement" — Einbrechen mit der Garbe und der Reserve — vorzubereiten, hatte die Brigabe Pappenheim ans dem rechten Flügel bereits sehr gelitten. Diese Brigabe war und die Mittagsstnnbe, als das Szekler Regiment sich nicht mehr am Walbe halten konnte, über die Lamboybrücke und in die Stellung zwischen Neuhof und Kinzig gerückt. Wrede ließ sie nun
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116. Die ersten Siege.
2 Uhr gelang im Verein mit Abteilungen des 5. Korps das brennende Dorf zu nehmen. Zwischen 1 und 2 Uhr hatte sich der Bogen der deutschen Angriffsreihe enger und fester um die französische Stellung zusammengezogen und begann nun von Norden und Süden umfassend die verzweifelten Angriffsstöße des Marschalls Mac Mahon zu ersticken. Vergeblich unternahm der Marschall von Fröschweiler aus, in der Absicht die deutsche Mitte zu durchbrechen, mit Infanterie- und Kürassierregimentern einen wütenden Angriff. Er ward abgeschlagen. An das 5. Korps schloß sich jetzt das 1. bayerische Korps, das
trotz des zurückgelegten langen Marsches sofort entscheidend in die Schlacht
eingriff, und an dieses von Norden her das 2. bayerische Korps. Die tapferen Bayern — das 1. Korps unter von der Tann — trieben mit unwiderstehlicher Gewalt den französischen linken Flügel vor sich her, wobei sie, wie der Kronprinz von Preußen nach der Schlacht anerkannte, durch eine geschickte Flankenbewegung viel zur Entscheidung des Tages beitrugen. Links an das 1. Korps reihte sich die Württembergische Division. So wurde Fröschweiler, der Mittelpunkt und Hauptstützpunkt der französischen Stellung, angegriffen.
Ohne zu waukeu standen sich hier längere Zeit beide Linien fast wie
unbeweglich gegenüber, während von dem ganzen Schlachtfelde überall aus
brennenden Gehöften und Dörfern die Rauchwolken emporstiegen. Jetzt aber stürmten und beschossen die Preußen das Dorf von vorn und die Württembergs drangen von links ein, während die Bayern nach hitzigem Kampfe, der sich um den kleinen Sulzbach, einen reißenden Bergstrom mit steilen Ufern, drehte, das Dorf von der rechten Seite angriffen. Im letzten Augenblick der Entscheidung warf hier Mac Mahon noch zwei Kürassierregimenter den Deutschen entgegen um in altnapoleonischer Weise durch die Wucht ihrer Massen die deutsche Schlachtreihe zu durchbrechen. Der Marschall Mac Mahon setzte sich selbst mit seinem Stabe an die Spitze dieses letzten Angriffes. Es war ein großartiger Anblick, als die blanken Panzergeschwader zwischen den Waldpartien glänzend hervorbrachen; sie kamen wie ein Gewittersturm, die Erde dröhnte. Als sie bis auf 240 Schritte heran waren, gab das deutsche Fußvolk Feuer, die Salven rollten von drei Seiten her und wie über den Tisch gefächerte Karten sanken die vordersten Glieder Mann an Mann. An anderen Stellen lagen sie wie ein wirrer Knäuel von Mann und Roß. Gestürzte Reiter hier, ledige Pferde dort. Der Rest sprengte in wilder Flucht zurück. Zwei Regimenter auseinandergefegt wie Spreu. Um 3% Uhr ward Fröschweiler endgültig genommen. Die Bayern im Norden, die Preußen im Osten und Westen und die Württemberger im Süden drangen umzingelnd ein und nahmen das Dorf samt mehreren Tausend darin eingeschlossener Feinde. Die Hitze in dem brennenden Dorfe war stellenweise unerträglich. Einzeln wurden die Häuser gestürmt, die Türen mit dem Kolben eingestoßen. Auf Leitern mußte man die Scheunen ersteigen, aus denen die Tnrkos noch schossen.
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117. Die Schlacht von Beaumont, 30. August. 563
Nun bogen wir in einen Waldweg ab. Er hatte genau die Richtung auf jene französische Schimmelbatterie, die wir schon vorhin von oben bemerkt hatten.
An einer Lichtung passierten wir den ersten bayerischen Verbandplatz. Da walteten die Ärzte schon ihres schaurigen Amtes. Wir waren froh, daß uns der Wald bald wieder aufnahm. Nichts wirkt auf die Leute ungünstiger als der Anblick von Amputationen, wie sie dort gerade an einem Unteroffizier des 10. Regiments vorgenommen wurde.
7/
„Vorwärts, Jäger! Laufschritt! Vorwärts!"
Meine Kompagnie war an der Spitze. Der Weg verbreiterte sich zu einer Lichtung.
„Donnerwetter! Was soll das heißen? Das sind ja unsere Leute, die zurückweichen!"
Eine schwache Abteilung unserer Avantgarde war in der Flanke gefaßt worden. Eine ganze feindliche Division, die 1. des 7. französischen Korps, hatte sie von links gepackt und drohte sie vollständig aufzurollen.
„Meine Herren, halten Sie Ihre Züge fest geschlossen! Wir dringen durch und reißen sie mit!“ — Ich hatte unserem kleinen Hauptmann eine so mächtige Stimme gar nicht zugetraut. Wir sprangen zu unseren Jägern.
„Uns nach, Jäger! — Fest beisammen bleiben! — Keinen der Unsrigen durchlassen! — Vorwärts, Jäger! Laufschritt, vorwärts!"
Kein Mann blieb zurück. Wie eine feste Mauer drang unsere Kompagnie durch und riß die Wankenden mit sich. Rechts von uns machten es
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